Corona-Gedanken: von Achterbahnen und Geysiren

Ich frage mich, was wir einmal unseren Enkeln über die Corona-Pandemie Zeit erzählen werden. „Es gab einmal eine Zeit, da durften wir nur zum Arbeiten und Einkaufen raus und alle haben Mundschutz getragen. Die Schulen waren geschlossen und alle wurden zu Hause unterrichtet“. Werden wir von diesen Fakten berichten oder werden wir erzählen, wie es uns dabei wirklich ging.

Denn neben dem Virus selbst, das neu und unbekannt ist, gibt es durch Corona noch andere Risiken, die mindestens genauso groß sind. Ein wirtschaftlicher Schaden, die Börse in der Krise – und … emotionale und psychische Herausforderungen durch „Social distancing“. Während sich der ein oder andere eher introvertierte Mensch vielleicht gerade freut „endlich seine Ruhe zu haben“ gibt es andere – zu denen gehöre ich – die den Kontakt zu Freunden sehr vermissen. Was wird diese Einsamkeit mit uns machen? Wie werden wir reagieren, wenn wir uns wieder sehen dürfen? Ich bin inzwischen schon so auf „don’t touch it“ gepolt, dass ich beim Filme schauen „Abstand halten“ rufen möchte, wenn sich zwei Schauspieler umarmen.

Ja, social distancing ist notwendig, um die Kurve flach zu halten (diesmal ist es eine Kurve, kein Ball) aber es bringt auch große Herausforderungen mit sich. Ich weiß nicht, was die Ausgangsbeschränkung mit dir macht. Vielleicht denkst du gerade, nicht noch so ein Artikel – ich hab nun wirklich genug darüber gelesen. Vielleicht bist du aber auch dankbar über diesen Erfahrungsbericht / Ratgeber, wie wir gut durch diese emotionale Hungersnot umgehen können.

Ich habe ein paar Dinge, an mir beobachtet, wie ich in dieser neuen Zeit reagiere

1.) Meine Emotionen fahren Achterbahn

An einem Tag ist alles gut und ich genieße es, das Buch zu Ende zu lesen, das schon so lange auf meinem Nachttisch liegt oder einen ausgiebigen Spaziergang zu machen. Ich genieße es, nicht mehr so viel Arbeitsweg zu haben und dadurch mehr Zeit zu haben, Dinge zu erledigen. Und am nächsten Tag wache ich mies gelaunt auf, fange an zu weinen, weil ich mich so einsam fühle und verstehe mich und die Welt nicht mehr.

2.) Es fällt mir schwer, einzuschätzen, wieviel digitale Events gut für mich sind

Um trotzdem soziale Kontakte zu haben, verabrede ich mich oft online. Spieleabend per Skype oder Mittagessen mit Zoom sind super Sachen, die ich auch echt genieße. Nur kann ich ganz schlecht abschätzen, wie viele dieser digitalen Treffen gut für mich sind. Oft merke ich hinterher, dass es zu viel war. Dann bin ich innerlich unruhig und erschöpft und sehne mich nach Dingen, die nichts mit Bildschirm und Kamera zu tun haben.

3.) Emotionen werden verstärkt

Ich hab immer gehört, Krisen sind ein Verstärker. Nun weiß ich, dass das stimmt. Emotionen, die schon immer da waren, bekommen plötzlich Raum und werden verstärkt. Als ob jemand einen Bluetooth Lautsprecher mit meinem Herz verbunden hätte. Einsamkeit zum Beispiel oder Frustration, dass ich nicht schon weiter bin beruflich und im Leben.

Warum schreibe ich das hier auf? Ich glaube, es ist wichtig, sich diese Dinge bewusst zu machen. Denn ich kann nur mit den Dingen umgehen, die ich weiß. Wenn ich also morgen wieder schlecht gelaunt aufwache oder einen plötzlichen Heulanfall bekomme, kann ich das besser einschätzen. Ich weiß, dass es mir gerade aufgrund der Umstände so geht und, dass dieser Virus aktuell unseren Alltag stark beeinflusst. Es heißt aber nicht, dass grundsätzlich alles blöd ist und ich nie wieder glücklich werde. (Ja, solche Gedanken habe ich dann in einer „Mir geht es ja so schlecht Phase“).

Wie gehe ich nun mit all dem um?

1.) Ich schreibe meine Gedanken auf

Je nach Typ hilft der Tipp wahrscheinlich mehr oder weniger. Mir hilft es total, die Gedanken aufzuschreiben und zu sortieren. Dann kann ich sie viel besser fassen und weiß besser, was ich nun gerade brauche bzw. was mir gerade fehlt. Vielleicht schreibst du auch lieber ein Lied oder malst ein Bild.

2.) Ich stelle mich den Emotionen

Nicht immer gefallen mir die Gefühle, die Corona hochbringt und mein erster Reflex ist wegzulaufen – sprich Fernseher anmachen, etwas essen, etwas aufräumen. Mir fällt immer etwas ein, das mich von meinen Gefühlen ablenken kann. In diesen Momenten, wenn meine Emotionen ausbrechen wie isländische Geysire, versuche ich aber mich ihnen zu stellen. Woher kommen diese Gefühle, was brauche ich gerade, was ist eine gesunde Art nun mit diesen Emotionen umzugehen?

Bei mir ist es oft, die Einsamkeit oder das Gefühl, unsichtbar zu sein. Dann rufe ich eine Freundin an oder verbringe Zeit mit Jesus. Was mich zu meinem nächsten Punkt bringt.

3.) Ich verbringe Zeit mit Jesus

Als Christin ist mein Glaube in dieser Zeit noch wertvoller als sonst. Ich bin davon überzeugt, dass Jesus mitten in der Krise bei uns ist und trotz allem einen guten Plan hat für dein und mein Leben. Er verspricht uns in der Bibel, dass wir zwar Angst haben werden in der Welt, aber dass er trotzdem die Kontrolle hat. Ich weiß nicht, ob du Jesus kennst, ob du schon mal mit ihm gesprochen hast. Diese Zeit bietet uns eine besondere Chance, Jesus eine Chance zu geben. Versuch es doch einmal. Schnapp dir eine Bibel, die vielleicht noch bei dir im Regal steht oder geh online z. B. auf www.bibleserver.com und fang an zu lesen. Oder probier doch mal aus, dich mit ihm zu unterhalten. Das geht ganz einfach. Du musst keine besondere Haltung annehmen oder besonders ehrenvoll und altmodisch sprechen – wie du es vielleicht mit der Queen machen würdest. Sprich einfach aus, was dir auf dem Herz liegt und dann hör in die Stille, ob dir ein Gedanke kommt. Denn Beten ist ein Dialog – Jesus antwortet dir.

4.) Ich versuche meine Screentime zu reduzieren

Wie oben schon geschrieben, empfinde ich digitale Treffen mitunter auch als ziemlich anstrengend. Daher versuche ich zum Ausgleich, so viel wie möglich offline zu machen – Spazierengehen, Buchlesen, kreativ werden mit Stift und Papier. Digitale Treffen mit Freunden plane ich mir bewusst ein und schaue, dass es nicht mehr als eines am Tag ist. Im „wahren Leben“ würde ich ja auch eher nur ein Treffen mit Freunden pro Tag schaffen. 

5.) Ich versuche gnädig mit mir zu sein

Wir leben in Ausnahmezeiten – so etwas hat es nie zuvor gegeben. Es ist herausfordernd und ich schaffe es nicht immer, Schritt 1 – 3 umzusetzen. Ich glaube, dass wir vor allem in diesen Zeiten eine große Portion Gnade für uns selbst brauchen. Wenn ich mal wieder mit einer Chipstüte vor einer Netflix Serie versumpfe, dann ist das okay. In meinem Wohnzimmer hängt ein Spruch der heißt:

If you stumble, make it part of the dance!

Frei nach Agnes Übersetzung heißt das, wenn du es in Zeiten des Social distancing nicht immer schaffst, was du dir vorgenommen hast, dann ist das okay. Du hast Morgen wieder eine neue Chance.