Seelendurst
Im Johannes Evangelium Kapitel 4 Vers 6 – 15 gibt es eine Geschichte von einer Frau in Samaria. Sie wird häufig nur „die Frau am Brunnen“ genannt, denn dies ist der Ort, an dem die Geschichte spielt. Dies ist der Ort ihrer persönlichen Begegnung mit Jesus.
Es scheint keine zufällige Begegnung zu sein. In Gottes Agenda stand der Termin fest. In Vers 4 lesen wir, dass Jesus durch Samarien reisen musste. Warum ist das von Bedeutung? Juden gingen damals nicht durch Samarien. Die Bewohner wurden für unheilig gehalten, als Jude hielt man Abstand. Doch nicht Jesus. Er wählt den Weg mitten durch Samarien – als ob er eine Verabredung mit dieser Frau hätte.
Sie holt mitten am Tag Wasser am Brunnen. Es war heiß und anstrengend. Warum ging sie nicht mit den anderen Frauen am Morgen oder am Abend? Wahrscheinlich, weil sie das Getratsche der Frauen über sie nicht mehr hören konnte.
Denn das Leben dieser Frau ist alles andere als geradlinig verlaufen. Sie war fünfmal verheiratet und lebte aktuell mit einem Mann zusammen, der nicht offiziell ihr Mann war. Damals durften nur Männer sich von ihren Frauen trennen nicht anders herum. Das heißt im Klartext, diese arme Frau war von fünf Männern verlassen worden oder ihre Männer sind gestorben. Unvorstellbar!
Was hatte diese Frau als kleines Mädchen für Träume? Wie hat sie sich ihr Leben vorgestellt? Mann, Kinder, Sicherheit? Darüber steht nichts in der Bibel, aber ich denke, dass ihr Leben nicht so verlaufen ist, wie sich das vorgestellt hat.
Ich glaube, diese Frau hat nicht nur Durst nach Wasser, sie hat Seelendurst. Sie spürt eine tiefe Sehnsucht in sich – eine Sehnsucht nach Liebe, einem Zuhause, Annahme.
Erkennst du dich wieder in dieser Frau? Mir geht es auf jeden Fall so. Unsere Biografien mögen unterschiedlich sein, aber dieser Seelendurst ist auch oft in meinem Leben Realität. Ich sehne mich nach echter Annahme, nach einem Sinn fürs Leben, nach Geborgenheit. Aus diesem Grund spricht mich die Geschichte so an. Sie spiegelt oft mein Leben wider. Deines auch?
Zum Glück bleibt die Story hier nicht stehen. Diese seelendurstige Frau begegnet Jesus am Brunnen. Er weiß alles über sie und trotzdem behandelt er sie voller Liebe und Respekt. Sie darf sein wie sie ist.
Er, das lebendige Wasser, macht ihr das Angebot ihre Sehnsucht zu stillen. Sie wird nie wieder Seelendurst haben!
Und dieses Angebot gilt auch für dich und für mich. Jesus möchte unseren Seelendurst stillen. Im ersten Moment hört sich das sehr abstrakt an. „Wie soll das bitte gehen, Agnes?“, fragst du dich jetzt vielleicht.
Hier ein Rezept für unseren göttlichen Seelendurstlöscher:
200 ml Gebet
Ich glaube, dass eine Veränderung oft mit einem Gebet startet. Z. B. „Ich bin durstig, stille meinen Durst, Jesus. Bitte zeig mir, wie du meine Sehnsucht stillen möchtest“.
Egal, ob du ihn gut kennst oder noch nie mit ihm gesprochen hast – die Tür steht offen. Er geht auch durch dein Samarien, um dir zu begegnen.
200 ml Zeit mit Jesus
Wir können Jesus mit unseren Augen nicht sehen, aber wir können Zeit mit ihm verbringen. Such dir einen schönen Ort aus, zum Beispiel deinen Lieblingssessel, und nimm dir ungestört Zeit. Starte z. B. in dem du ein Kapitel in der Bibel liest und anschließend deine Gedanken zu einem Gebet formulierst.
100 ml Reflexion
Nur wenn wir reflektieren, wie es uns geht, werden wir eine Veränderung wahrnehmen. Das muss nicht unbedingt das klassische Tagebuch schreiben sein. Vielleicht malst du lieber ein Bild oder sprichst dir selbst eine Sprachnachricht im Handy auf. Such dir deinen persönlichen Weg. Es lohnt sich!
Hier kannst du die Geschichte von der Frau am Brunnen nachlesen.